Auch gestandene Manager und erfahrene Arbeitnehmer haben oft große Schwierigkeiten, der Herausforderung eines Jobverlustes „aus dem Stand“ zu begegnen. In diesem kurzen Artikel möchte ich Ihnen einen Erklärungsansatz aus der Praxis beschreiben.
Die psychische Situation beim Jobverlust: Warum eine schnelle einvernehmliche Trennung selten besser ist
Ein Trennungsgespräch bedeutet fast immer einen Schock für den Arbeitnehmer. Selbst wenn es im Job schon eine Weile kriselt, stellt die konkrete Erklärung des Arbeitgebers, das Arbeitsverhältnis beenden zu wollen, eine enorme emotionale Belastung dar. Dabei spielt zunächst das Stigma des Jobverlustes selbst eine Rolle, in der Folge kommen dann auch konkrete Ängste aufgrund möglicher finanzieller Engpässe dazu. Auch diffusere Befürchtungen wegen unklarer Ansprüche auf Arbeitslosengeld, Unsicherheiten bei einer erforderlichen Jobsuche etc. tragen zu einer wahrgenommenen Bedrohung bei.
Warum machen viele Arbeitnehmer gerade in den Anfangsphasen der Trennung so viele Fehler?
Ein drohender Jobverlust wird als einschneidendes Ereignis erlebt. Bei derartigen Wendepunkten braucht der Mensch Zeit, um den emotionalen „Einschlag“ zu verdauen, bevor er sich ernsthaft mit Lösungsstrategien und Alternativen auseinandersetzen kann. Ein Erklärungsmodell aus der Psychologie unterteilt desen Prozess in sieben Phasen der Veränderung. In der folgenden Darstellung sind diese Phasen speziell im Hinblick auf das Ereignis des Jobverlustes dargestellt. Im Zusammenhang mit einem Jobverlust sind die ersten vier Phasen besonders wichtig.

Die ersten Phasen nach dem Ereignis (in unserem Zusammenhang das Trennungsgespräch) sind Schock, Verneinung, Einsicht und schließlich Akzeptanz. In diesem Zeitraum ist der Betroffene starken Emotionen wie Zorn und Frustration ausgesetzt und fühlt sich besonders hilflos. Er erlebt sich als machtlos und schätzt seine Kompetenzen besonders gering ein. Insbesondere wenn im Anschluss an die Einsicht, dass der Schritt wohl unvermeidlich sein wird, eine Akzeptanz der Situation einsetzt, fallen viele Betroffene in eine resignative, manchmal apathische Haltung, da sie sich keine nutzbringende Kompetenz zutrauen. Diese emotional schwierigste Phase bei der Bewältigung von Veränderungen wird deshalb häufig auch als „Tal der Tränen“ bezeichnet.
Ausgerechnet in dieser Phase muss ein Arbeitnehmer Entscheidungen darüber treffen, wie die Beendigung des Arbeitsverhältnisses von statten gehen soll. Die zentrale Weiche ist die Entscheidung für einen Aufhebungsvertrag oder das Abwarten einer Kündigung, gegebenenfalls dann verbunden mit einer Kündigungsschutzklage und einer gerichtlichen Auseinandersetzung.
An dieser Stelle kommen häufig die oben genannten Gefühle der Machtlosigkeit zusammen mit dem Impuls, Konflikte nach Möglichkeit schnell und einvernehmlich zu lösen. Das Streben nach einer Konfliktösung ohne Streit ist ein gesellschaftlich gewollter und tief in unserer Erziehung verankerter Wert. Es verwundert somit nicht, dass die Mehrzahl der betroffenen Arbeitnehmer diese Mechanismen auch auf ihr Arbeitsverhältnis übertragen, zumal eine schnelle einvernehmliche außergerichtliche bzw. vorgerichtliche Trennung durch Aufhebungsvertrag auch einige Vorteile verspricht:
- Man bekommt möglicherweise schnell ein Zeugnis
- Man muss weder vor Kollegen, Freunden und Familie noch bei der Jobsuche von einer Kündigung sprechen
- Man muss nicht vor Gericht
Diese Gemengelage führt leider regelmäßig dazu, dass Arbeitnehmer sich nicht sorgfältig genug mit den Fallstricken und Risiken eines Aufhebungsvertrages befassen. Die Nachteile eines Aufhebungsvertrags können indessen überaus gravierend sein. Allein die zu erwartende Sperrzeit beim Arbeitslosengeld führt oft dazu, dass eine vermeintlich substanzielle Abfindung dahinschmilzt. Häufig werden bei Aufhebungsverträgen auch berechtige Ansprüche übersehen, die dann später nicht mehr geltend gemacht werden können.
Mein Rat: Geben Sie dem verständlichen Impuls, die Sache schnell hinter sich zu bringen und einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben, nicht nach. Informieren Sie sich genau, welche Nachteile für Sie entstehen können.
Zur weiteren Information habe ich Ihnen einen Ratgeber mit den 7 wichtigsten Punkten beim Aufhebungsvertrag und viele Detailinformationen zusammengestellt, sowie eine Checkliste für Aufhebungsverträge, die im Einzelnen aufzeigt, was im Vertrag geregelt werden muss.